In Österreich verdienen Männer während ihrer gesamten Berufslaufbahn zunehmend mehr als Frauen

In Österreich nimmt der geschlechtsspezifische Lohnunterschied in manchen der höher qualifizierten Beschäftigungsgruppen mit zunehmender Berufserfahrung zu: beispielsweise unter Naturwissenschaftlern, Mathematikern, Ingenieuren oder Betriebswirten. Im Gesundheitsbereich ist der geschlechtsspezifische Lohnunterschied in Österreich gering, unter Lehrkräften wiederum groß. In der Gruppe Bürokräfte im Finanz- und Rechnungswesen und in der Statistik sowie im Bereich Materialwirtschaft und Transport und verwandte Berufe sowie unter den Berufen im Bereich personenbezogener Dienstleistungen besteht ein geschlechtsspezifischer Lohnunterschied zugunsten der Frauen, allerdings nur zu Beginn der Karriere.

Der größte geschlechtsspezifische Lohnunterschied (12 %) zugunsten von Frauen konnte im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen mit bis zu 5 Jahren Berufserfahrung festgestellt werden. Trotz des großen geschlechtsspezifischen Lohnunterschieds zugunsten von Frauen zu Beginn ihrer Karriere sind es nach 20 Jahren die Männer, die bevorzugt behandelt werden, da sie zu diesem Zeitpunkt 27 % mehr verdienen als Frauen. Bürokräfte im Finanz- und Rechnungswesen und in der Statistik sowie im Bereich Materialwirtschaft und Transport und verwandte Berufe haben fast gleiche Gehälter, egal ob Mann oder Frau. In der Gruppe mit einer bis zu 5-jährigen Berufserfahrung verdienen Frauen 3 % mehr als Männer, nach 20 Jahren verdienen Männer 4 % mehr. Im Bereich der Betriebswirte und vergleichbaren akademischen Berufe besteht eindeutig ein geschlechtsspezifischer Lohnunterschied zugunsten der Männer, mit Ausnahme der Kategorie mit einer Berufserfahrung von weniger als 5 Jahren, in der Frauen 3 % mehr verdienen als Männer.

Männliche Lehrkräfte verdienen durchschnittlich 15 % mehr als Frauen mit derselben Berufserfahrung. In vielen Berufsgruppen vergrößert sich der geschlechtsspezifische Lohnunterschied mit zunehmender Berufserfahrung. In der Kategorie mit einer Berufserfahrung unter 5 Jahren ist der geschlechtsspezifische Lohnunterschied im Bereich der ingenieurtechnischen und vergleichbaren Berufe um 10 % höher und er steigt auf bis zu 26 % in der Gruppe mit der größten Berufserfahrung. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich unter den Betriebswirten und vergleichbaren akademischen Berufen ab, wo das Gehalt zunächst relativ gleich ist, um sich dann bis zu einem 28%igen Unterschied zugunsten der Männer zu entwickeln.

Wie kommt es zu diesem geschlechtsspezifischen Lohnunterschied?

Definiert wird der geschlechtsspezifische Lohnunterschied als ungleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit, die mit den gleichen Fähigkeiten und Qualifikationen ausgeübt wird. Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied resultiert aus Verhaltsnsmustern und Praktiken, die auf Geschlechtertrennung ausgerichtet sind. Diese Verhaltensmuster und Praktiken verstärken die bereits existierenden ungleichen Entwicklungschancen für Männer und Frauen sowie die ungerechtfertigten Entgelte innerhalb der Berufsgruppen und Berufe. Hinweis: Die unten dargestellten geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede gelten lediglich für die analysierten Beschäftigungen und Berufe.

Tabelle 1. Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied bei großen Berufsgruppen in Österreich

Beruf Jahre Berufserfahrung Männer Frauen Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied
Bruttodurchschnittslohn €/hr Bruttodurchschnittslohn €/hr % Unterschied
Naturwissenschaftler, Mathematiker und Ingenieure 0-5 16.88 15.2 9.95%
6-10 21.32 19.29 9.52%
11-20 25.97 20.57 20.79%
Mehr als 20 29.18 21.69 25.67%
Lehrkräfte 0-5 15.68 13.82 11.86%
6-10 19.97 15.64 21.68%
11-20 21.48 17.99 16.25%
Mehr als 20 29.43 26.15 11.15%
Betriebswirte und Verwaltungsberufe 0-5 16.19 16.65 -2.84%
6-10 20.25 19.64 3.01%
11-20 27.23 21.52 20.97%
Mehr als 20 28.56 24.95 12.64%
Ingenieurtechnische und vergleichbare Fachkräfte 0-5 15.2 14.76 2.89%
6-10 17.43 16.02 8.09%
11-20 20.67 17.53 15.19%
Mehr als 20 27.02 19.45 28.02%
Assistenzberufe im Gesundheitswesen 0-5 16.65 15.43 7.33%
6-10 17.31 17.43 -0.69%
11-20 20.65 19.18 7.12%
Mehr als 20 21.34 20.46 4.12%
Betriebswirte und vergleichbare akademische Berufe 0-5 13.62 12.05 11.53%
6-10 16.71 14.29 14.48%
11-20 22.41 16.13 28.02%
Mehr als 20 22.93 19.45 15.18%
Bürokräfte im Finanz- und Rechnungswesen und in der Statistik sowie im Bereich Materialwirtschaft und Transport und verwandte Berufe 0-5 12.31 12.72 -3.33%
6-10 13.92 13.69 1.65%
11-20 16.21 16.05 0.99%
Mehr als 20 19.03 18.36 3.52%
Berufe im Bereich personenbezogener Dienstleistungen 0-5 8.34 9.35 -12.11%
6-10 9.9 9.46 4.44%
11-20 13.21 10.35 21.65%
Mehr als 20 14.81 10.79 27.14%
Berufe im Verkaufsbereich 0-5 10.59 10.04 5.19%
6-10 10.83 10.08 6.93%
11-20 14.19 11.32 20.23%
More than 20 17.84 13.39 24.94%
Arbeiter in den Bereichen Bergbau, Bau, Fertigung und Transport 0-5 11.04 9.36 15.22%
6-10 13.44 12.44 7.44%
11-20 14.25 11.6 18.60%
Mehr als 20 15.05 12.42 17.5%

Quelle: 2012-2013 ILOSTAT Global Wage Report

Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied wurde ermittelt, indem die Differenz zwischen den geschlechtsspezifischen mittleren Bruttolöhnen durch den mittleren männlichen Bruttolohn dividiert wurde. Allen Berufsgruppen in der Tabelle liegen mindestens 10 weibliche und 10 männliche Antworten zugrunde.

Worum handelt es sich beim WITA-Gender-Pay-Gap-Projekt?

WITA GPG ("With Innovative Tools Against Gender Pay Gap" – mit innovativen Mitteln gegen den geschlechtsspezifischen Lohnunterschied, Januar 2015 - Dezember 2016) möchte wirkungsvoll dazu beitragen, den großen und andauernden Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern zu schließen. Dies wird durch EU-Mittel in Form eines sogenannten PROGRESS-Programms mit der Bezeichnung Action Grant Nr. 4000004929 ermöglicht. Eine der Aktivitäten ist der Vergleich zwischen den Löhnen und Gehältern von Männern und Frauen auf der Ebene der Berufsgruppen und die Veröffentlichung der Ergebnisse auf den nationalen WageIndicator-Webseiten aller 28 EU-Mitgliedsstaaten und der Türkei, sowie die Verbreitung durch Pressemitteilungen.

Weitere Informationen zum WITA-Projekt finden Sie unter

Weitere Informationen zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden in Österreich finden Sie unter Lohnspiegel.org/Osterreich

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